Fußball-WM Endspiel unter Wasser Live erleben, geht das? Ja, die Taucher der Submariner aus Darmstadt haben es am 09.07.06 bewiesen. |
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Die
Idee dazu kam dem Chef der Submariner, Alexander Böhm, während
des Eröffnungsspiels zur Fußball-WM 2006 in Deutschland, doch
wie lässt sich so etwas organisieren. Das Gedankenspiel hierzu spielte
sich im geheimen im Kopf von Alex ab und nach kurzer Überlegungszeit
kam er zu dem Entschluss, dass sich die Sache realisieren lassen müsste.
Zunächst musste die Verfügbarkeit des Freischwimmbades, Mühltalbad Darmstadt-Eberstadt geklärt werden, dann konnte ein Konzeptplan erstellt werden. Das Mühltalbad, das Dank der Unterstützung der Stadt Darmstadt zur Verfügung gestellt wurde, zeichnet sich im Besonderen dadurch aus, dass man große Glasscheiben bequem trockenen Fußes in die dortige, 4,5m tiefe Sprunggrube sehen kann. Durch diese Verglasung sollte das Bildsignal auf eine Leinwand projiziert werden und die Taucher dann das Spiel unter Wasser sehen können. Geplant war, dass 22 Taucher genauso viel wie Spieler auf dem Platz, das Spiel genießen. Zum Genuss des Spiels gehört aber nicht nur das Bild, sondern auch der Ton. Also musste ein Unterwasserlautsprecher organisiert werden, was auch gelang. Der Lautsprecher sollte sich in ca. 3m Tiefe in Nähe der Taucher, zwischen Verglasung und Leinwand befinden. Um das Lichtsignal, die geplanten 7m zwischen Verglasung und Leinwand, zu projizieren sollte ein lichtstarker Video-Beamer mit Zoom organisiert werden Zeiten der WM fast unmöglich, bzw. oder nur zu extrem hohen Gebühren. Also sollte der Schulungs-Beamer von Submariner herhalten, nur hatte der nicht die entsprechende Stärke um die Entfernung zwischen Verglasung und Scheibe zu überbrücken. Kein großes Problem dachten die Macher von Submariner, bringen wir doch einfach die Leinwand näher an die Verglasung und projizieren über die Köpfe der 22 Taucher hinweg, das wird zwar eng für die Leute wird aber schon klappen. Zwei Wochen vor dem Spiel aber erkannte Alex dass es so nicht funktionieren kann. Zu wenig Platz um die Taucher außerhalb des Projektionsweges zu positionieren denn unterhalb des Lichtstrahls durfte kein Taucher sich befinden, denn Taucher atmen nun mal auch aus, die Luftblasen steigen nach oben und machen es, beim durchqueren des Lichtstrahl unmöglich ein Bild zu projizieren. Da klar war, dass der Abstand zwischen Video-Beamer nicht mehr als 2,5m betragen darf ergab sich jetzt nur noch die Möglichkeit, dass der Beamer auch ins Wasser muss. Jetzt folgten aber die nächsten Probleme: Stromzuleitungen mussten ins Wasser Die hieraus entstehende potenzielle Unfallgefahr sollte von vorne herein ausgeschlossen werden, was mit entsprechender Technik auch gelang. Der Beamer musste in ein Gehäuse, welches aber wegen der Hitzeentwicklung durch die Lampe nicht geschlossen sein durfte. Die beste Lösung schien in einer, nach oben offener Plexiglas-Kiste zu liegen in der der Beamer über Kopf eingehängt werden sollte um so seine Arbeit in ca. 1m Wassertiefe zu verrichten. Es wurden, mangels eigener Erfahrung im Verkleben von Plexiglas, bei verschiedenen Firmen Angebote zu einer solchen Konstruktion eingeholt, die aber wegen des enorm hohen ( bis über 700,- Euro) Herstellungskosten zunächst nicht angenommen wurden bzw. von den Firmen kurzfristig nicht übernommen werden konnten. Es fand sich dann aber doch zunächst ein Produzent der die Herstellung der aus 10 mm starkem Plexiglas gefertigten Kiste bis Mittwochmittag vor dem Spiel zusagte. Als die Kiste am Mittwoch abgeholt werden sollte, war der entsprechende Mitarbeiter der Firma nicht anwesend und die versprochene Kiste nicht auffindbar. Gleichzeitig wurde mitgeteilt, dass der Mitarbeiter erst am Donnerstag wieder zu erreichen sei. Damit waren wir um den geplanten Testlauf auf Wasserdichtigkeit der Kiste und ihrer Verankerung am Grund des Beckens am Mittwochabend beraubt. Um die Mittagszeit des Donnerstags erreichte uns die Nachricht, dass unsere Kiste erst frühestens am Dienstag nach dem Endspiel für den Einsatz im Wasser bereit sei. Zunächst dachten wir an das End unseres Projekts, doch gegen Abend erinnerte sich Alex an die Slogan Jetzt oder Nie und Geht nicht, gibts nicht was dazu führte, dass die besorgte Unterwasserakustik trotzdem getestet wurde Außerdem fand eine Überprüfung des DVBT-Fernseh-Empfangssignals statt. Hierbei stellte sich heraus, dass der Empfang des Signals mittels einer mobilen Antenne nicht fortwährend garantiert werden konnte. Dies bedeutete dass bis zum WM-Endspiel auch noch eine stationäre Antenne mit Verstärker installiert werden musste. Nach diesen Testergebnissen grübelte man über andere Konstruktionsarten der Kiste bis tief in die Nacht, und nun fiel die Entscheidung, die Kiste aus wasserfest verleimtem 15 mm starkem Sperrholz, das mit einer Plexiglasscheibe als Lichtöffnung für den Beamer versehen und die Stoßkanten mit Silikon abgedichtet, gebaut werden sollte. Freitagmorgen wurde das notwendige Material eingekauft, Freitagnachmittag die Kiste mit der Konstruktion der Kiste begonnen. Schnell ergab sich die Erkenntnis, dass kein Mensch das 125 cm hohe Gehäuse, mit einem positiven Auftrieb, bei einer Eintauchtiefe von 100 cm, nach unten ziehen kann. Deshalb entschied man sich, zwischen Beamergehäuse und 200 Kg schweren Grundgewichten einen manuellen Getriebekettenzug zu montieren. Auch dieser musste irgend wo her organisiert werden, was ebenfalls gelang. Als nächstes Problem musste jetzt die Verbindungsbefestigung des Kettenzugs an der Kiste gelöst werden, denn einfach Holzschrauben mit 16 mm Länge wurde kein Vertrauen geschenkt und ein Durchschrauben durch die Holzplatte sollte wegen der Wasserdichtigkeit ausgeschlossen sein. Hier fiel die Entscheidung, zu einer vierläufigen, vertikal umlaufenden Spanngurtkonstruktion, die 2 D-Ringe halten sollten, die wiederum die Zuglast auf den Kettenzug übertragen sollten. Die mit mehr als 150 Verschraubungen versehene Kiste wurde dann, nach ca. 20 Stunden Trocknungszeit des Silicons, am Samstagabend das erste mal zu Wasser gelassen und in entsprechender Tiefe positioniert. Nach einer ½ Stunde im Wasser wurde die Wasserdichtigkeit beschlossen und das Gehäuse wieder aus dem Wasser gehoben. Jetzt stand fest, es sollte klappen aber kleine Probleme wie teilweises Drehverhalten und Schwingungen des Beamers im Gehäuse mussten noch beseitigt werden um einen ungestörten Genuss der Übertragung zu gewährleisten zu können. Ebenfalls war es jetzt langsam Zeit die Medien und die restlich, nicht aus dem Staff-Team stammenden, benötigten Taucher über unsere Aktion zu informieren, was gegen ca. 21:30 Uhr geschah. Beameraufhängung und Schwingungsdämpfer, Projektionswinkeleinstellungen mit Keystonekorrektur und Schärfeeinstellungen wurden, bis in die frühen Morgenstunden des Finalspielsonntags, immer wieder an Land perfektioniert, da jetzt alles nahezu fertig vorbereitet sein musste denn für Sonntag tagsüber stand wegen der geplanten Freiwasser-Tauchgänge 3+4 von OWD-Schülern eine Zeit mehr zur Verfügung. Hierbei waren schließlich drei der Hauptmacher der Aktion verplant. Am Sonntag um 17:00 Uhr fuhren dann drei Kleinbusse und etliche PKWs, voll gepackt mit Tauchern und Equipment zum Mühltalbad Darmstadt. Nach Auspacken des ganzen Equipment, zu dem außer der persönlichen Tauchausrüstung und der Technik für den Event allein 50 Tauchgeräte gehörte wurde um 18:00, 2 Stunden vor Beginn des Spiels, die Sprunggrube für den öffentlichen Badebetrieb abgesperrt und mit dem Aufbau begonnen. Grundgewichte und Beamer wurden positioniert, Spann- und Sicherungsleinen eingebracht und die verschiedensten Kabel verlegt. |
Da bis 19.30 Uhr noch öffentlicher Badebetrieb herrschte durfte,
aus Sicherheitsgründen, kein Haushaltsspannung führendes Gerät
betrieben werden. Wir mussten feststellen dass auch bei bester theoretischer
Vorausplanung die Praxis über die Theorie siegt und immer wieder
kleine auftretende Probleme gelöst und improvisiert werden musste.
Wir hatten es rechtzeitig geschafft!!!! Die Submariner-Taucher, von denen übrigens vier erst an diesem Tag
ihre Open Water Diver Ausbildung beendet hatten, konnten jetzt mit klarem
Ton- und Bildsignal das Spiel unter Wasser verfolgen. Bei spannenden Spielzügen
stieg der Luftverbrauch durch die Begeisterung oft so an, das die vielen
Luftblasen der Ausatemluft die die Oberfläche erreichten für
genügend Wellen sorgten um das Beamergehäuse immer mal wieder
zum schwingen zu bringen. Bei den Toren und anderen guten Szenen wurde
frenetisch gejubelt hoffentlich verliert hierbei keiner den Automat
aus dem Mund und immer wieder auch der Hammerhead eingesetzt. Einer
der Taucher sorgte mit rhythmischen Kopfgeräuschen für den Trommeleffekt
und ab und zu entstand auch eine Laola. Nach 45 Min. und kurzer Verlängerung
erfolgte die Halbzeitpause für Spieler und Taucher. Die ersten Worte,
nach erreichen der Oberfläche waren von Begeisterung geprägt
die sich auch in den Augen der Submariner widerspiegelte. Doch es wurde
ebenfalls das Problem der aufkommenden Kälte beschrieben, denn der
bewegungslose Aufenthalt, ohne Muskelarbeit, unter Wasser forderte sein
Tribut. Obwohl ursprünglich mit Auswechselspielern (-Tauchern) geplant
war die Reservebank unbesetzt Hoffentlich halten alle durch. Gegen 01:00 Uhr gingen dann alle Submariner glücklich und zufrieden nach Hause.
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Technische Daten:
Mitwirkende: Taucher
Helfer: |
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